Berichte von 11/2015

Montag, 16.11.2015

Ein Lebenszeichen

Hallo ihr Lieben,

ja ich lebe noch :D und ich lebe hier sehr sehr gut :) Mittlerweile habe ich mich hier gut eingelebt und schon einiges von der Insel kennengelernt. Im letzten Monat ist soviel passiert, dass ich garnicht weiß wo ich anfangen soll.

Fangen wir mit der Pflicht an: In der Schule bzw. den Schulen läuft es (mittlerweile) ganz gut. Nachdem endlich alles organisiert war und ich die ersten Schüler (ich muss hier glaub ich nicht gendern :D) kennengelernt habe, ging es dann richtig los. Naja so mehr oder weniger. Das Niveau der Schüler im Deutschen ist erschreckend. Während unsereins in der Oberstufe Philosophie von Sartre lesen muss und mehr oder weniger kann, können sich hier einige nur mit Müh und Not und teilweise garnicht vorstellen. Ich bin in drei verschiedenen Schulen: ein lycée (entspricht dem deutschen Gymnasium), ein lycée professionel (entspricht dem deutschen Berufskolleg) und in einem collège (entspricht einer Gesamtschule bis zur 10. Klasse). Erschreckenderweise sind die Schüler in der letzten Klasse des collèges besser als die Schüler am lycée professionel kurz vorm Abi. Nachdem ich den ersten Schock verkraftet hatte und in der 12. Klasse Fragen wie „Madame, wie sage ich wie alt ich bin?“ beantwortet hatte, konnte ich mich dann langsam einarbeiten. Ich arbeite mit Gruppen von fünf bis 15 Schülern. Die Schüler sind zwar schwach, aber um meinen Lehrer zu zitieren „TOTAL nett“, was ich zu 100% unterschreiben kann. Und sehr sehr schüchtern, aber das gibt sich langsam. Mittlerweile fällt mir die Unterrichtsvorbereitung leichter und es macht super viel Spaß mit den Kids und Jugendlichen zu arbeiten.

Wenn ich dann mal nicht arbeite, was bei vier freien Tagen die Woche öfter vorkommt :P bin ich auf der Insel unterwegs. Am Wochenende bin ich oft in Le Port bei einer deutschen Freundin und ihren beiden Mitbewohnern, einen Kanadier und einen Amerikaner. Meist sind wir einen Tag wandern und einen Tag am Strand. Das Highlight von La Réunion ist definitiv das Landesinnere. Die Insel ist landschaftlich so schön, dass man bei Wandern manchmal anhält um einfach zu nur staunen. Ich habe versucht für euch das Panorama mit der Kamera einzufangen, aber es ist einfach unmöglich. Wir haben jetzt schon verschiede Wanderungen gemacht und richtig Spaß daran gefunden. Hier auf der Insel ist es wirklich sportlich, einfache Wanderungen gibt es nur wenige und wenn man nach einer Wanderungen nach Hause kommt, ist man meist völlig erledigt. Ich werde noch richtig fit hier! :P

Cap noir cap noir Luke, Jana und ich in Cap noir  Vukjab am Vulkan mit Hiatt und Jana alte Vulkanlandschaft Vulkanlandschaft  Wanderung zum Grand Benàres Piton MaidoPiton Maido

Mein persönliches Highlight war ein Besuch am aktiven (!) Vulkan. Ich habe in meinem Leben noch nie soetwas schönes und atemberaubendes gesehen. Wenn man auf den Vulkan zufährt, hat man das Gefühl auf dem Mars gelandet zu sein. Die Landschaft ist so unwirklich und kahl und gleichzeitig atemberaubend schön. Der Weg bis zum Vulkan hin ist ebenfalls unglaublich interessant, da man durch die alten Lavafelder fährt und so sieht, wie sich die Natur nach und nach die kahle Erde zurückerobert: am Anfang sind Wälder und Felder, dann wird die Vegetation immer karger bis nur noch Sträucher und Mose und schließlich nur noch einzelne kleine Flechten zu sehen sind. Teilweise hatte ich das Gefühl in einem Fantasy-Film gelandet zu sein, da die Natur so unwirklich scheint. Der Vulkan ist mittlerweile aus und ich bin überglücklich in aktiv gesehen zu haben – ein unglaubliches Naturschauspiel!

der aktive Vulkan Sarah und ich am Vulkan route du volcan

Um euch noch ein bisschen neidischer zu machen: Mein Sonntag sieht meist so aus, dass ich am Strand liege und mir die Sonne auf den Bauch scheinen lasse. Ich bin schon richtig braun geworden! Wenn man dann in der Lagune schnorcheln geht, könnte man denken, man wäre in Findet Nemo gelandet. Man geht drei, fünf, zehn Meter ins Wasser und ist von Korallen und Fischen umgeben. Die Strände sind zwar sehr schön, aber vielleicht nicht so schön wie man sie im indischen Ozean erwarten würde. Dafür muss man dann doch nach Mauritius fliegen.

schwimmen in l'ermitage mit Tom   Findet Nemo :D Strand von l'ermitage

Wenn man nicht zum Strand möchte, kann man auch zu Wasserfällen oder zu sogenannten Bassins fahren. Das sind Becken, die sich im Flussbett bilden. Das Wasser ist aber richtig kalt, da es direkt aus den Bergen kommt. Auf der Insel gibt es unzählige davon.

Bassin des Comorans  Bassin de la Paix Bassin de la mer

Gestern habe ich wahrscheinlich eins der verrücktesten und coolsten Dinge in meinem Leben gemacht: Canyoning. Man hat einen Taucheranzug und einen Klettergurt an und geht das Flussbett runter. Das heißt konkret Wildwasser-Kletter-Park. Man muss sich teilweise abseilen, teilweise schwimmen und wie Naturrutschen runterrutschen. Die Strömung des Flusses, der ins Tal fließt ist echt heftig und reißt einen mit, drückt einen unter Wasser. Es war so krass und so anstrengend und einfach so cool. Ich bin sogar von mehreren sechs bis zehn Meter hohen Felsen in Bassins gesprungen, das hätte ich selbst nicht von mir gedacht :D

Canyoning  Canyoning  Canyoning

Die Insel ist ein einziges Outdoorsportparadies: Wandern, Canyoning sind nur ein paar Beispiele. Ich habe mich auch nun endlich in der Tauchschule angemeldet (danke nochmal an die Finanzspritze :*) und bin jetzt in einem Kletterverein, der auch manchmal in die Berge geht. Die Menschen auf Réunion sind generell sehr sportlich und aktiv, das hat wohl abgefärbt ;) Vor zwei Wochen war hier der Grand Raid. Das ist auch eine verrückte Sache. Da durchqueren die Teilnehmer zu Fuß die ganze Insel, diagonal, 165 km durchs Gebirge mit 10.000 Höhenmeter Unterschied, was bedeutet 10.000m hoch und wieder runter. Der Schnellste hat es in 24 Stunden und 17 Minuten geschafft. Die Teilnehmer können in Camps maximal 90 Minuten schlafen und dann geht’s weiter. Insgesamt haben sie drei Tage Zeit die „Diagonale der Verrückten“ zu machen, so heißt der Weg. Und es ist wirklich verrückt! Oft gibt es Tote bei dem Lauf und einige landen danach im Rollstuhl, weil die Knochen und Gelenke kaputt sind. Dieses Jahr ist Gott sei Dank keiner tödlich verunglückt.

Finale des Grand Raid Der Gewinner des Grand Raid mit Jana und mir

Wir sind eine 52 Assistenten auf der Insel und mit einigen davon machen wir häufig was. Wir waren auch schon ein paarmal feiern. Wenn wir zusammen unterwegs sind, glaubt man manchmal man wäre auf einer Klassenfahrt gelandet.

Dieses Wochenende kommen einige der Assistenten in den ach so verregneten Osten für Dipavali. Der Osten ist im Westen als verregnet und langweilig verschrien. Viel los ist hier tatsächlich nicht, aber wenn man das ursprüngliche Réunion und Kreolen kennenlernen möchte, ist man hier genau richtig. Die Landschaft, die im Gegensatz zum Westen tropisch ist, ist atemberaubend.

Sonnige Grüße aus Réunion J

Bisous

Maria :)